Frau sein: Ein leichtes Spiel?

13. November 2017

mit Handkuss Blog Lena Catarina Kratz

„Frauen von heute meistern das Leben mit Leichtigkeit.“ So steht’s geschrieben, und ich gäbe etwas darum, wenn ich zu den Frauen gehörte, denen das gelingt.

„Frauen von heute meistern das Leben mit Leichtigkeit.“ Ein schöner Satz. Noch schöner, wenn er wahr wäre.

„Frauen von heute meistern das Leben mit Leichtigkeit.“ Leider nur ein Spruch aus der Werbung.

Ja, da haben wir es eben. In der Werbung ist das Leben einer Frau – sei sie Hausfrau oder voll im Beruf engagiert, sei sie Mutter oder Ehefrau, beste Freundin oder Business-Frau – nun einmal „leicht“. Wer kennt sie nicht, die (junge) Frau mit den immer strahlend glänzenden Zähnen? Wer hat sie nicht 1000mal gesehen, die Mutter mit Kindern, die mit glücklichen Augen den Abendtisch richtet? Oder die gut gelaunte Business-Frau, die nach einem 12-Stunden-Tag top gestylt und gut gelaunt sich um den Haushalt kümmert? Aber ist denn das die Wahrheit?

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Lasst euch nichts vormachen. Sie ist es nicht. Macht euch deshalb keine Sorgen, wenn Ihr nicht nur strahlend und lächelnd durch die Welt geht, euch mal nicht überglücklich über den Abendtisch beugt, einfach auch einmal müde und nicht zu Späßen aufgelegt seid.

Denn: Frau sein ist nicht leicht! Frau sein hat mit Leichtigkeit nichts zu tun. Und ich möchte doch zu gern einmal die Frauen aus dem Werbespot sehen, wenn sie in ihr normales Leben zurückgekehrt sind. Immer strahlend? Immer lächelnd? Immer gut gelaunt?

Seien wir ehrlich: Das Frau sein ist heute genauso wenig leicht wie zu den Zeiten unserer Mütter oder gar Großmütter. Es ist anders, aber nicht leichter. Ja, es gibt viele Dinge heute, die uns das Leben als Frau leichter machen. Aber da sind auch viele Entwicklungen, die es wieder schwerer machen. Von einer „Leichtigkeit des Seins“ – um Milan Kundera zu zitieren – kann keinesfalls die Rede sein.

Schauen wir uns die Sache doch einmal aus der Nähe an: Fakt ist, dass unsere heutige Gesellschaft einem Frauenbild frönt, das so etwas wie „Perfektion in allen Lebenslagen“ von uns verlangt. Wir sollen schön und attraktiv sein (machen wir gern), wir sollen im Beruf erfolgreich unseren Mann (!) stehen, wir erziehen unsere Kinder und sind täglich glücklich dabei. Dummerweise haben unsere Feministinnen nicht wenig dazu beigetragen, dass wir heute so umfassend gefordert sind. Gab es früher noch eine klare Rollentrennung zwischen Mann und Frau, so gilt heute, dass die Frau auch im Beruf der bessere Mann sein soll. Und das soll „leicht“ sein?

Um es ganz klar zu sagen: Engagierte Frauen heute führen kein leichtes Leben … und sie meistern ihr Leben nicht mit Leichtigkeit. Sie erfüllen ihre Aufgaben, und diese sind zahlreicher denn je. Sie müssen Beruf, Haushalt und Kind unter einen Hut bringen, und fehlt der Mann, dann bleiben immer noch Beruf, Haushalt und Kind. Leicht?

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Lasst Euch von Werbung, sozialen Medien und vor allem auch von Instagram nicht verrückt machen! Sie gaukeln Euch eine perfekte Welt vor, die es so nicht gibt. Da ist nichts Ehrliches. Die Wahrheit ist eine andere: Das Leben ist und bleibt eine Herausforderung. Und deshalb dürfen auch wir einmal müde sein, dürfen auch wir einmal „ungeputzt“ herumlaufen, dürfen auch wir mal genervt sein.

Aber denkt daran: Wir haben heute viel mehr Optionen, und wir haben eine viel grössere Freiheit. Wir haben viel bessere Chancen, unser eigenes Leben zu verwirklichen. Wir dürfen vieles, was den Frauen vor gar nicht so langer Zeit noch verwehrt war. Und vor allem: Wir dürfen selbst bestimmte Frau sein. Nur mit „Leichtigkeit“ hat das wenig zu tun!

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1 Comment

  • Reply Caro 21. Dezember 2017 at 11:51

    „Dummerweise haben unsere Feministinnen nicht wenig dazu beigetragen, dass wir heute so umfassend gefordert sind. Gab es früher noch eine klare Rollentrennung zwischen Mann und Frau, so gilt heute, dass die Frau auch im Beruf der bessere Mann sein soll.“

    WTF?? Danke, dass es Feminismus gibt! Liegt ja wohl nicht daran, dass wir jetzt mehr gefordert sind, sondern eher daran, dass die (durchschnitt! nicht alle) Männer immer noch nicht die Hälfte der Arbeit übernehmen. Stell dir vor, die Feministinnen hätten „dummerweise“ nichts dazu beigetragen, dass wir Frauen arbeiten dürfen, nicht mehr nur in einer Rolle verhaftet sind, aus der es praktisch kein Ausbrechen gab, dass auch die Stimme einer Frau zählt – ganz polemisch gesagt, hättest du diesen Blog und dein Einkommen nicht.

    Ich würde die obige Formulierung nochmal überdenken.

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