Heute ist internationaler Frauentag, und die Stimmen auf den sozialen Netzwerken sind laut. Frauen an die Macht! Die absolute Gleichberechtigung wird gefordert. Und dann lese ich, dass die Frauen eines bekannten Magazins heute nicht arbeiten – weil Weltfrauentag. Der Jubel ist groß. Die Facebook-Likes schnellen in den vierstelligen Bereich. Na bravo.
Wenn Frauen das Recht eingeräumt wird, am heutigen internationalen Weltfrauentag nicht zu arbeiten, heißt das doch nur mal wieder: Frauen sind eben doch anders. Und wir Frauen haben nichts Besseres zu tun, als diesen Unsinn zu beklatschen.
In der Abwesenheitsnotiz der Redakteurin steht u.a.: Ich werde Mails heute nicht beantworten. Nicht, weil ich krank oder im Urlaub bin, sondern weil Frauen auch im Jahr 2017 noch benachteiligt sind (…), noch immer weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen (…), 93 % aller alleinerziehenden Haushalte von Frauen geführt werden, die in vielen Fällen armutsgefährdet sind (…) und weil es laut Experten noch 170 Jahre dauern wird, bis Frauen und Männer dieselben Chancen erhalten.
Ich hoffe inbrünstig, dass diese Nachricht an die Geschäftsführung des Mediums gerichtet ist: Einen amerikanischen Konzern, der allein in Österreich über 100 MitarbeiterInnen hat (…) DIE FOLGENDE TEXTPASSAGE WURDE GELÖSCHT. GRUND DAFÜR IST EIN ANWALTSBRIEF DES UNTERNEHMENS, DER MICH NACH VERÖFFENTLICHUNG DES BEITRAGS ERREICHTE. ICH WURDE ZUM ENTFERNEN DIESER TEXTPASSAGE AUFGEFORDERT, ANSONSTEN DROHT MIR EINE KLAGE „WEGEN UNWAHRER BEHAUPTUNGEN.“
Die Welt, liebe Frauen, wird sich nicht dadurch ändern, dass ihr am Weltfrauentag die Arbeit niederlegt und weiter die Opferrolle spielt. Ihr fordert Gleichberechtigung? Dann geht doch bitte, sofern ihr diesen Lebensstil pflegt, auch am Weltfrauentag arbeiten. Denn anstelle am heutigen Tag Mails zu beantworten, beweihräuchert ihr euch und wundert euch dann, dass Männer – die heute arbeiten – am Arbeitsplatz bevorzugt werden und besser als das weibliche Geschlecht verdienen. Ergibt doch irgendwie Sinn, findet ihr nicht auch?
Feminismus bedeutet ganz und gar nicht, dass wir uns neue Rollenbilder aufzwängen lassen müssen. Plötzlich – so scheint es mir – verachten Frauen andere Frauen, die sich für das Mami-Sein entscheiden und sich eventuell auch noch von ihren Männern „aushalten“ lassen. Ihnen wird das falsche „Bewusstsein“ vorgeworfen. Wo kommen wir da eigentlich hin? Da werden Frauen, die völlig „normal“ leben, heruntergemacht, nur weil sie den sich immer mehr wie eine Sekte gebärenden Feministinnen einen Strich durch die Rechnung machen.
Unterschiedliche Lebensformen in unserer Gesellschaft ein Tabu? Fordern wir Gerechtigkeit oder nur ein kollektives Schwarz-Weiß-Denken? Wie sagt die Schauspielerin Lena Dunham ganz richtig: „ A huge part of being a feminist is giving other women the freedom to make choices you might not necessarily make.“ Ja, so ist es: Richtiger Feminismus bedeutet, neue Chancen wahrzunehmen.
Um erfolgreich Frau zu sein, gibt es viele Wege – radikal neue ganz genauso wie traditionell alte. Entscheidend ist aber doch, dass wir alle unser Glück finden – jeder und jede auf seine bzw. ihre ganz eigene Art. Seien wir „Frau“ so wie „Mann“ ist: In unendlich vielen Formen.
Und machen wir uns nichts vor: Bis zur vollen Gleichberechtigung wird es dauern. Bis dahin: Seien wir unaufgeregt und beharrlich.
4 Comments
Ich werde nicht originell sein – cooler Post!
Danke <3
DANKE. ❤
Ich war zum einen nicht mutig genug für so einen Post. Zum anderen hätte ich niemals so tolle Worte gefunden wie du!
Danke für dein ehrliches Feedback. Freut mich, dass dir der Post aus der Seele spricht 🙂