KIND GUT, ALLES GUT?

6. November 2015

Blog_Mit Handkuss_Kinder_Gedanken

Ihr regt euch über die Lügen und die verlogene Darstellung auf Instagram auf und blickt noch immer nicht weiter hinter die Fassade? Stattdessen ergötzt ihr euch an einem neuen Hype in den sozialen Netzwerken und sinkt noch tiefer in die Social Media Maschinerie. Schaut euch um. Abseits der virtuellen Welt. Ich sage euch etwas: Das Eltern sein wird mindestens genauso gerne von einer schillernden Seifenblase umhüllt. Im echten Leben. „Alles super“ ist die Standardantwort, wenn man Mütter und Väter nach dem Befinden fragt. Selbstverständlich. Die Wahrheit hat im Alltag wenig verloren. Höchstens hinter verschlossenen Türen, wenn sich Eltern anderen anvertrauen.

Wir haben ein gesellschaftliches Problem. Der Druck auf Eltern steigt. Erwartet wird, dass sie niemals klagen. Versteht sich eigentlich von selbst, denn sie haben das größte Glück der Welt: Ein Kind. Die Sonne hat ihnen zu jeder Tageszeit und in jeder Lebenssituation aus dem Arsch zu scheinen. Verzeiht mein Französisch.

Wer es wagt zu jammern wird mit strafenden Blicken vernichtet. Ein bisschen Kind ist doch kein Problem. Also wird dem Beruf nachgegangen, im Hinterhof das Bio-Gemüse angebaut, ein Lifestyle-Blog geschrieben, täglich Sport getrieben, Nachts die Babyklamotten gestrickt und dem Kind vor Eintritt des Kindergartens drei Fremdsprachen gelehrt. Die totalen Überflieger-Eltern eben. Und dennoch wird man sich der Frage „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ stellen müssen. Und wehe du entscheidest dich für Kind, Partner und Haushalt zu leben. Faul und Unnütz. Anerkennung bleibt aus. So oder so. Eine narzisstische Gesellschaft der Superlative, die nicht genug bekommt.

Wer Mutter oder Vater ist, muss entspannt, cool und hip sein. Und alles unter einen Hut kriegen. Immer. Schließlich fehlt es einem ja auch an Nichts: „Dir fällt alles in die Schoss. Dein Leben ist perfekt.“ Und genau deswegen werden wir euch niemals gerecht werden. Die Realität schaut nämlich anders aus. Eltern reißen sich täglich den Arsch auf (nochmals: Verzeiht meine Wortwahl). Sie haben Sorgen und Ängste. Eltern wollen (und können) nicht immer fröhlich in der Gegend herumhüpfen. Sie verlieren auch mal die Nerven oder spielen mit dem Gedanken das Kind auf Willhaben zu verschenken. Und wenn Abends im Kinderzimmer das Licht ausgeht, entkommt auch mal ein Seufzer der Erleichterung.

Eltern sind Menschen.

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11 Comments

  • Reply Tina 6. November 2015 at 14:59

    Und nicht zu vergessen: Der Schlafentzug! Ich weiß garnicht wie man von Menschen, die das alles leisten, tagsüber erwartet, dass sie immer die Fassung bewahren!

    😉

    Nein, auch ich bin eine „Rabenmutter“ und es ist mir scheiß egal was andere darüber denken. Ich bin wieder arbeiten gegangen weil ich zu Hause durchgedreht wäre!
    Ich bekomme auch ständig zu hören: Wie schaffst du das alles, Arbeit, Kinder, Sport? Ich denke dann immer Arbeit und Sport sind die Dinge, die für mich wie Urlaub sind. Wo ich meinen Ausgleich finde.
    Schade dass heutzutage so viele Lebensmodelle verurteilt werden und jeder meint zu wissen, was für das andere Kind das Beste ist -.-
    Ich denke wenn die Eltern nicht glücklich sind können es die Kinder doch auch nicht werden.

    • Reply Lena 7. November 2015 at 9:15

      Ich musste gerade so loslachen „…Dinge, die für mich wie Urlaub sind“ 🙂 🙂 🙂 Das gleiche sagt auch immer meine Putzfrau, die zwei Kinder hat. It´s so true!!! Genau der Fakt, dass Elter glücklich sein müssen und sich wegen einem Kind nicht aufgeben müssen.

  • Reply Romy 6. November 2015 at 15:07

    Du hast so recht. Ich habe mich von dieser „auf instagram ist alles fake“-welle auch mitreißen lassen. Tatsächlich muss man sich fragen: gibt es keine anderen probleme. Und damit meine ich nicht politisch aktuelle themen, sondern die probleme, denen sich jeder tagtäglich stellen muss. Ich selbst habe noch keine kinder. Ich bin 28 und gewöhne mich gerade an den gedanken in 2, 3 jahren eins zu bekommen. Aber natürlich haben in meinemumfeld schon viele kinder. Und alle halten diese fassade, die du bbeschreibst: alles gut. Ich habe lediglich eine freundin, die zugibt, dass sie das mama sein ab und zu nervt. Und ich muss wohl kaum erwähnen was sie für blicke manchmal erntet..aber sie spricht an was viele nie zugeben würden und das find ich erfrischend. Sie liebt ihr kind und tut alles dafür. Doch sie spricht auch die „kehrseite“ offen an. Wenn jemand sagt „ach gott, mein partner nervt mich“ erntet man nur zustimmendes kopfnicken, aber wehe man sagt das über sein kind. Alles in allem hast du es auf den kopf getroffen: eltern sind auch nur menschen!

    • Reply Lena 7. November 2015 at 9:18

      Deinen Vergleich mit dem Partner gefällt mir 😉

  • Reply Romy 6. November 2015 at 15:10

    Sorry für die konstante kleinschreibung..schreibe vom handy 😉

  • Reply Vicky 6. November 2015 at 18:18

    Manchmal würd ich einfach nur Mal gerne ein paar Tage schlafen und mich in eine Höhle verkriechen. Aber das Problem kennt wohl jede Mutter. Den Notfallakku aktivieren und irgendwie weiter funktionieren…

    • Reply Lena 7. November 2015 at 10:32

      Deswegen muss auch mal ein ganzes Wochenende her 🙂 Ausschlafen und den Tag nach seinem Befinden gestalten. DAS tut richtig gut und gibt neue Kraft.

  • Reply Jeannine 8. November 2015 at 1:03

    Bei deiner Aufzählung jener Dinge, die so ein Elternteil heute unter einen Hut bekommen sollte, hab ich mich sogar fast ein wenig ertappt gefühlt. Biogemüse kauf ich zum Glück noch und das Fitness-Center sieht mich zweimal die Woche. Aber sogar in meinem eigenen Kopf sollte es öfter der Fall sein… Die gesellschaftlichen Erwartungen sitzen tief in den eigenen Knochen, wie es scheint. Danke für den Artikel!

    • Reply Lena 16. Dezember 2015 at 19:33

      Danke für deine ehrlichen Worte 🙂

  • Reply Sophie Trauttenberg 10. November 2015 at 13:49

    Also erstmal, ich lieb Deinen Blog, aber warum regst Du Dich so auf? Es kann einem doch vollkommen egal sein was wer auch immer über einen denkt?
    Eltern sein IST anstrengend. Punkt! Aber warum muss ich irgendeiner Erwartungshaltung gerecht werden? Ich denk ja gar nicht dran. Es gibt Dinge die tue ich weil sie MIR wichtig sind (dazu gehört definitiv Sport und ein Hochbeet 🙂 ) aber wie gesagt, das tue ich für mich.
    Weißt Du wieviele Menschen mich schon mit einem leicht fragendem Blick angeschaut haben, wenn ich erzähle dass ich teilweise um 8 ganz gemütlich in meinem Betti liege? I couldn’t care less. Sollen sie doch urteilen.
    Solange ich sehe dass meine Kinder glücklich und zufrieden sind, dass ich und mein Mann glücklich sind, durchaus auch fix und fertig – aber glücklich, geht es mir doch am …… vorbei ob ich damit die Erwartungen anderer erfülle.
    Natürlich wünsch ich mir manchmal dass das was ich mache mehr geschätzt und gesehen wird, aber wenn ich ehrlich bin weiss ich dass es meine Familie und meine Freunde sehen und schätzen – und das ist doch das wichtigste.
    viele Bussis

    • Reply Lena 16. Dezember 2015 at 19:32

      I love you für deine ehrlichen Worte <3 Es ist allerdings weniger ein Aufregen, eher Gedanken freien Lauf lassen. Und lass dir bitte auch von mir gesagt sein: You´re doing a good job. Wie du vier Kinder und Mann unter einen Hut bekommst, ich habe totalen Respekt! Außerdem kann man es nie allen Recht machen - muss man auch nicht 😉 Bussis

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